Geschichtlicher Überblick über das Feuerlöschwesen in der Gemeinde Gaisbeuren.

Im Jahre 1847 wurde Gaisbeuren als früherer Teilort von Bergatreute zur selbständigen Gemeinde erhoben und von Bergatreute abgetrennt. Somit war auch das Löschwesen selbständig zu regeln. Am 19. Juni 1850 hat die damalige Gemeinde Ihre erste Lokalfeuerordnung erlassen.

Daraus einige Auszüge:

Jeder soll sich nach seinen Kräften mit einer oder mehreren Handspritzen versehen. Die Spritzen müssen alle ¼  Jahre probiert, die ledernen Schläuche öfters eingeschmiert um das Einfrieren der Durchgänge zu verhindern. Jeder Bürger hatte sich einen Feuereimer anzuschaffen. Die Lokalfeuerschau hat bei ihren Visitationen sich von der Brauchbarkeit derselben zu überzeugen. Zugleich hat auch ein jeder Bürger, wenn eine Feuersbrunst in der Gemeinde entsteht, mit dem Feuereimer zu eilen. Auch jeder Bürger, welcher im Ort Pferde besitzt soll so schnell als möglich mit Wasserfässer fahren, die anderen sollen mit Schapfen kommen. Jeder neu aufgenommene Bürger und Bürgersohn hat, sobald er sich verheiratet, 30 Gulden zu den Feuerlöschgeräten als Beitrag zu bezahlen. Die „Weiber“ sollen, wenn im Winter ein Brand ausbricht so schnell als möglich heißes Wasser machen und zum Brandplatz tragen, um dem Einfrieren der Spritzen zu begegnen.

Die Gemeinde stellte bei einem Brand damals als Feuerlöschmannschaft selber zwei Rotten à 12 Mann zum Feuerlöschen zur Verfügung. Jede Rotte besaß einen Rottenmeister, welcher bei einem Brand die Einsatzbefehle gab. Da jedes Haus mindestens einen Feuereimer besaß wurde erwartet, dass auch jeder bei einem Brand mit seinem Eimer, seiner Schapfe, Wasserfässer usw. mithalf. Die Jüngeren, so steht es in der Lokalfeuerordnung, sind nötigenfalls mit Gewalt zur Erfüllung ihrer Pflicht anzuhalten.

Die Bauhandwerksleute und Zimmerleute haben mit Äxten auf dem Brandplatz zu erscheinen. Jeder Hausbesitzer muß bei einem nächtlichen Brand vor seinem Hause eine Laterne aufhängen. Im Jahre 1853 hat der Gemeinderat von Gaisbeuren, welcher damals aus 4 Personen bestand zusammen mit dem Bürgerausschuß, 3 Personen erwogen, sich an der fahrbaren Feuerspritze von Reute zu beteiligen. Am 9. August 1855 kam ein Vertrag zwischen Reute und Gaisbeuren zustande, wonach Gaisbeuren sich mit 100 Gulden an der Wagenspritze in Reute beteiligt. Der Betrag soll an Gaisbeuren wieder zurückbezahlt werden, sobald sie selber eine Spritze anschaffen. Gaisbeuren hatte sich auch an der Besoldung des Spritzenmeisters sowie an den Reparaturen der Spritze zu beteiligen. Auch zu den Proben, welche alle ¼ Jahre durchzuführen waren, wurde die Spritze eingesetzt.

Im Jahre 1864 hat dann Gaisbeuren selbst eine fahrbare Spritze angeschafft. Dass trotz Saugdruckfeuerspritze und mit Hilfe aller Bürger das Brandlöschen zu damaliger Zeit eine sehr schwere und auch schwierige Aufgabe war zeigt sich auch daran, dass im Jahre 1867 in Kümmerazhofen 9 Gebäude, welche beieinander lagen abbrannten. Es mögen damals auch noch die Windverhältnisse eine gewisse Rolle gespielt haben. Im Jahre 1876 hat bei einer Oberfeuerschauvisitation das Königliche Oberamt die Auffassung vertreten, dass für den größeren Ort Kümmerazhofen eine Feuerspritze angeschafft werden soll. Der Gemeinderat hat darauf am 29. Mai 1876 beschlossen, für den Ort Kümmerazhofen eine neue Buttenspritze mit 50 Meter Schläuche anzuschaffen.

Im Jahre 1885 erging eine Landesfeuerlöschordnung in der sämtliche Gemeinden des Landes verpflichtet wurden, eine Lokalfeuerlöschordnung zu erlassen, in der das Feuerlöschwesen im ganzen Land einheitlich neu geregelt wurde. Die Gemeinde zählte 1886, 779 Einwohner, davon in Gaisbeuren mit den Parzellen Arisheim, Ankenreute, Atzenreute, Enzisreute, und Dellenhag 446 Einwohner, Kümmerazhofen mit Haldenhof, Tobel und Starkenhäusle 333 Einwohner.

1888 wurde dann vom Gemeinderat und Bürgerausschuss die neue Lokalfeuerlöschordnung erlassen in der das Feuerlöschwesen neu geordnet und zugleich auch die Pflichtfeuerwehr eingeführt wurde. Zu dieser Pflichtfeuerwehr wurden alle männlichen Einwohner vom 18. bis zum 50. Lebensjahr mit Ausnahme der Kranken und Gebrechlichen sowie des Königlichen Forstwarts in Kümmerazhofen herangezogen. Diese Feuerwehr bestand aus dem Kommandanten, welcher grundsätzlich nur vom 1. Zug und den restlichen Zugführern gewählt wurden, stellvertretenden Kommandanten, 2 Hornisten und 7 Zügen. 

Der 1. Zug bestand aus einem Zugführer, 13 Steigern und Rettern sowie 5 Schlauchlegern. Der 2. Zug (Spritzenmannschaft) aus einem Zugführer, einem Spritzenmeister, einem Stellvertreter und 14 Mann Der 3. Zug war die Ablösungsmannschaft zur Spritze, 1 Zugführer und 12 Mann. Der 4. Zug die Spritzenmannschaft „Kümmerazhofen“ 1 Zugführer, einem Spritzenmeister, einem Stellvertreter und 6 Mann. Der 5. Zug war Ablösungsmannschaft zur Spritze in Kümmerazhofen, 1 Zugführer und 4 Mann. Der 6. Zug waren die Wasserträger und Schöpfer, 1 Zugführer und 13 Mann. Der 7. Zug die Flüchtungs- und Wachmannschaft, 1 Zugführer und 10 Mann. Somit insgesamt 92 Mann. Hinzu kamen noch die Feuerboten, Stürmläuter, Laternenträger, Bachschweller und Wasserführer. Als Mannschaftstransportwagen diente ein eisenbereifter Leiterwagen von Pferden Gezogen, auf welchem zwei Bretter als Sitzgelegenheit montiert wurden. Damit keine Verwirrungen auf dem Brandplatz zustande kam und der Kommandant und die Zugführer die Übersicht behielten, hatte jeder Zug andere Ärmelabzeichen.

Alarmiert wurde die Feuerwehr durch den einseitigen Anschlag aller Glocken, beginnend mit der großen Glocke sowie Alarmzeichen mit dem Feuerhorn. Da damals noch keine Wasserleitung bestand wurde das Wasser wie folgt beschafft, laut der Lokalfeuerlöschordnung:

In Gaisbeuren: Mitten durch den Ort fließt ein Bach mit einer Schwellvorrichtung. Ein laufender Brunnen ist im Ort, weiterhin sind bei jedem Gebäude Pumpbrunnen vorhanden.

In Dellenhag ist eine gefasste Brunnenstube mit genügend Wasser.

In Arisheim fließt ein Bächlein weiterhin ist ein Rohrbrunnen vorhanden.

In Ankenreute ist eine große Hülbe angelegt, außerdem sind 7 Pumpbrunnen vorhanden.

In Atzenreute sind 5 Pumpbrunnen vorhanden.

In Enzisreute 13 Pumpbrunnen.

In Kümmerazhofen ein Hülbe nebst einem laufendem Brunnen und vor jedem Gebäude ein Pumpbrunnen. Am Ende des Ortes ist ein Bächlein.

Im Haldenhof und Tobel fließt die Durlesbach und im Starkenhäusle ist in nächster Nähe die Schussen.

Ausgestattet war die Feuerwehr bei Erlaß der neuen Feuerlöschordnung im Jahr 1888 in Gaisbeuren mit einer Saugdruckfeuerspritze, im Jahre 1886 wurde für Kümmerazhofen eine neue Saugdruckfeuerspritze angeschafft. Eine 10 Meter lang Bockleiter, eine Anstelleiter 7 Meter, 2 Holzbutten, Erdölfackeln, Doppelhaken, Äxte und Wasserschapfen, in den kleineren Teilorten musste je eine Handspritze, Feuerhaken, eine Anstelleiter 7 Meter lang vorhanden sein. Die Saugdruckfeuerspritze von Gaisbeuren tat ihren Dienst bis zum Jahr 1955. In diesem Jahr wurde unter Bürgermeister Stollsteiner eine neue Tragkraftspritze TS 6 angeschafft. 1961 eine Tragkraftspritze TS 8/8. 1968 wurde dann das Feuerwehrgerätehaus neben dem jetzigen Schlachthaus errichtet. 1977 ein neues Löschfahrzeug beschafft.

Am 1. April 1935 wurde die bisherige Pflichtfeuerwehr in eine freiwillige Feuerwehr umgewandelt und wie folgt organisiert:

Stab: Kommandant, Stellvertreter, Kassierer, Schriftführer, 1 Geräteverwalter, 2 Hornisten

1. Zug Steiger und Retter: 1 Zugführer, Stellvertreter, 2 Elektriker und 6 Mann

2. Zug Hydrantenmannschaft: 1 Zugführer, Stellvertreter und 2 Gruppen mit jeweils 4 Mann.

3. Zug Spritzenmannschaft: 1 Zugführer, Stellvertreter, 2 Spritzenmeister und Mannschaft zur Spritze 8 Mann.

Der Kommandant wurde jetzt Wehrführer, er wurde nach Anhörung der Feuerwehr, des Bürgermeisters und des Kreisfeuerlöschinspektors vom Oberamtsvorstand mit Zustimmung des Bürgermeisters ernannt.

1936 wurde erstmals die Feuerwehrabgabe eingeführt, es waren damals 570,-- Mark an Einnahmen zu verzeichnen, dieser Betrag stand der Feuerwehr für die Ausrüstung, Proben usw. zur Verfügung. Weitere 150,-- Mark hatte die Gemeinde beigesteuert für Kameradschaftsabende und sonstige persönliche Ausgaben.

Während des 1. wie auch 2. Weltkrieges ging die Mannschaft stark zurück, da viele Feuerwehrmänner Kriegsdienst taten. 1945 wurde unter der Besatzung der Franzosen die Feuerwehr wieder neu organisiert, die Mannschaftsstärke betrug 19 Mann. Heute zählt die Feuerwehr ca. 25 Mann.

Bisherige Feuerwehrkommandanten:

xxxx – xxxx Schultheiß

xxxx – xxxx Anton Maucher

xxxx – xxxx Josef Stützle

xxxx – xxxx Adolf Zehrer

xxxx – 1945 Josef Heinrich

1945 – 1975 Bernhard Wiedmann

1975 – 1986 Josef Bautz

1986 – xxxx Hans Stegmaier

xxxx – dato Hubert Schwegler

Zur Erinnerung einige aufgeführte Brände:

15.11.1925 Rogg (heute Daiber) Gaisbeuren Wohnhaus

11.08.1928 Heinrich Josef, Kümmerazhofen, Wohn- und Ökonomiegebäude

03.10.1929 Wachter, Enzisreute, Wohn- und Ökonomiegebäude

15.10.1929 Sproll, Ankenreute, Ökonomiegebäude

16.10.1932 Maucher Johann (später Romer) Gaisbeuren, Ökonomiegebäude

21.08.1932 Hospach, Kümmerazhofen (heute Schaufler) Wohn- und Ökonomiegebäude

18.07.1933 Karl Eisele (heute Schumacher) Gaisbeuren Wohn- und Ökonomiegebäude

29.12.1933 Welte, Arisheim, Ökonomiegebäude

13.06.1951 Hepp Anna Gaisbeuren (heute Diem) Wohn- und Ökonomiegebäude

25.11.1951 Maucher Viktoria, Gaisbeuren Wohn- und Ökonomiegebäude

23.12.1959 Kuon Alfons Kümmerazhofen Scheuer

xx.xx.xxxx Romer (heute Dorfgemeinschaftshaus und Kindergarten), Gaisbeuren Ökonomiegebaäude

xx.xx.xxxx Schwarzkopf Arisheim Ökonomiegebäude